8BitPapa
Essengehen à la Kinder-carte

Essengehen à la Kinder-carte

Für Kinder nur Wiener Chicken Pommes Nuggets statt Haute Cuisine.

Sei­te wei­ter­emp­feh­len oder spä­ter weiterlesen

Ein paar Restau­rant­tests mach­ten wir mit unse­rem Nach­wuchs schon seit er Bei­kost aus dem Glas zu sich nahm und sich das Cha­os um Glas, Latz und Löf­fel und Brei­her­um­schleu­de­rei in Gren­zen hielt. Aber dies­mal war es anders, fort­ge­schrit­ten: Seit Mona­ten aß er inzwi­schen mit uns das gekoch­te Abend­essen, halt etwas klei­ner gehexelt und küh­ler gepus­tet. Höchs­te Eisen­bahn, unse­re Lieb­lings­re­stau­rants wie­der aufs Menü zu set­zen und dem Klei­nen zu zei­gen, war­um lecke­res Essen sei­nen Preis wert ist.

Nichts wie ab zum »Wein im Wed­ding« (* Name von der Zen­sur geän­dert), einem Spe­zia­li­tä­ten­re­stau­rant west‑, mit­tel- und ost­eu­ro­päi­scher Küche mit inter­na­tio­nal- eth­ni­schem Asi­an-Fusi­on-Touch. Unse­re Vor­spei­sen­aus­wahl: Rin­der­car­pac­cio, Vitel­lo Ton­na­to, ein fri­scher Salat mit Ame­ri­can Dres­sing und eine Fisch­sol­jan­ka mit zwei Löf­feln. Ja, bit­te alles gleich­zei­tig, so kann man mal hier, mal da, mit der Gabel sto­chern, je nach­dem, wel­che Geschmacks­knos­pe sich gera­de mel­det. Kniff­li­ger wur­de die Wahl des Haupt­ge­richts. Wir konn­ten uns nur schwer zwi­schen 350-g-Ribeye mit feins­tem ワサビ-Meer­ret­tich, den Och­sen­bäck­chen auf einem Bett aus Sauer­amp­fer-Aigui­let­tes und Drei­er­lei vom Ost­see­fisch mit zar­tem Bren­nes­sel­stampf ent­schei­den. Die Crè­me Bru­lée und eine klei­ne Aus­wahl bre­to­ni­scher Blau- und Weiß­schim­mel­kä­se soll­ten zum Abschluss genü­gen. So weit, so gut.

Es war Zeit, sich in die Geschmacks­welt des Nach­wuch­ses hin­ein­zu­den­ken und die Kin­der­kar­te zu konsultieren:

  • Chi­cken Wings mit Pommes
  • Fisch­stäb­chen mit Pommes
  • Pom­mes Rot oder Weiß

Was zum Teufel?

Was war hier passiert?

— 🕹 —

Flash­back — Restau­rant­kü­che vor einem hal­ben Jahr, 9:00 Uhr morgens

Der Maît­re pro­biert gera­de die Lin­sen­schaum­sup­pe mit Par­ma­f­lo­cken und Basi­li­kum-Con­cas­sée. Ein Sup­pen­tröpf­chen hängt ihm am fein gezwir­bel­ten Schnurr­bart, als ihn ein Hilfs­koch anspricht.

»Schef. Üsch ‘abe nach­ge­dacht. Vie­le Gäs­te brin­gen klei­ne Men­schen mit, die niex bestel­len. Schlie­mer noch, sie brin­gen eige­nes Essen­glas mit. Wie im Bier­gar­ten. Eige­nes Essen — niex bestel­len — niex Essen verkaufen.«

»Plus intéres­sant, Lau­rence. Qu’est-ce que schlägst du vor?«

»Eine Kien­der­kar­te. Damit füh­len sisch klei­ne Men­schen ganz groß. Mit klei­ne Por­tio­nen von gro­ßes Essen. 100-Gramm-’Üfte statt 350-Gramm-’Ereford. Ein statt drei Fisch­fi­lésch. Kalbs­bäck­schen statt Ochsenbäckschen.«

»Excel­len­te idée, Lau­rence. Viel­leicht kön­nen wir auch den Waren­ein­satz sen­ken? Bei gleich hohen End­ver­brau­cher­prei­sen selbschtverschtändliesch.«

»Ntür­lisch, Schef. Wir ser­vie­ren à la Fri­teu­se aus einem Fach mit TK-Pom­mes, TK-Tschie­ken, TK-Fiesch, TK-Schniet­schel. Dat­sü ein Bou­quet Ketch­up und Majo miet viel Zuck­re, Fett und Salz und die Kien­der sind glück­lisch. Und wenn die Klei­nen glück­lisch sind, dann sin auch die gro­ße Men­schen glücklisch.«

»Excel­len­te! Make it so.«

Unvor­stell­bar – die­se Kin­der­kart­en­er­güs­se begeg­ne­ten uns selbst in Restau­rants, die wir seit Deka­den zu unse­ren Favo­ri­ten zähl­ten. Zwar kein Fine Dining, aber auch kein Fast­food, gute soli­de Küche eben mit authen­ti­schen Gerichten.

Dass man das bes­ser machen kann, steht doch außer Fra­ge? Wir eröff­ne­ten also unser eige­nes Restau­rant »Zum Kle­ckern­den Kla­bau­ter­mann«. Uni­que Sel­ling Point: Auch Klei­ne essen bei uns ganz groß. – Die Kin­der­kar­te stand der Erwach­se­nen­kar­te in Nieschts nach, nur waren die Por­tio­nen etwas klei­ner, kindgerechter: 

  • Paus­ba­cken einer Kinderkuh
  • So-ähn­lich-wie-Fleisch vom glit­schi­gen Fisch
  • Muh­kuh-Rücken mit Glib­ber­fetts­trie­men und schwar­zen Streifen

(Prak­tisch bei den Por­ti­ons­grö­ßen: Wir druck­ten ein zwei­tes Kin­der­kar­ten-Set mit iden­ti­scher Bebil­der- und Betex­t­ung und schrie­ben vor­ne drauf: Seniorenkarte.)

Frei­lich wur­den eini­ge Zuta­ten ange­passt. Der Brannt­wein wich kin­der­ge­hirn­freund­li­che­rem Rot­wein. Wei­ßer Trüf­fel wur­de durch schwar­zen ersetzt.  Statt raw und blue gab’s tro­cken­durch­ge­bra­ten. Und Fisch­ro­gen stri­chen wir kom­plett, weil, Hand aufs Herz, so rich­tig gern mag den kei­ner, auch nicht die Erwach­se­nen, es sei denn man besitzt ein Haus in Mos­kau oder St. Petersburg.

Auch bei der Ein­rich­tung hiel­ten wir uns an »Kids first« oder zumin­dest »not last«. Als Sitz­ge­le­gen­hei­ten kamen Luxus-Tripp-Trapps aus kam­bo­dscha­ni­schem Maca­ran­du­ba-Tro­pen­holz mit Geträn­ke­hal­tern und seit­lich arre­tier­ten Nah­rungs­auf­fangs­be­häl­tern zum Ein­satz. Außer­dem ver­füg­te jede Sitz­grup­pe in der Mit­te des Tischs über einen Not­schal­ter. Mit einem kräf­ti­gen Faust­schlag seil­te eine Moni­tor­auf­hän­gung über dem Tisch ab, um eska­lie­ren­de Kin­de­res­ka­pa­den schnell mit Bob dem Bau­meis­ter und Bob der Bahn im Keim zu ersti­cken. Am Wich­tigs­ten schien uns aber eine Gen­de­ring-Revo­lu­ti­on teu­to­ni­scher Gas­tro­no­mie: Win­de­l­auf­la­gen in der Herrentoilette. 

Nun haben wir sie hier, die klei­nen Gour­man­ds, die in Hum­mer­sauce pan­schen, sich Schasch­lik­spie­ße in die Augen ste­chen und mit Lobst­er­sche­ren bewer­fen. Die klei­ne Mari-Jua­na ver­schüt­tet ver­se­hent­lich zwei Liter Frit­tier­fett, als sie mit der blo­ßen Hand die rein­ge­fal­le­ne Fon­du­e­stäb­chen her­aus­zu­fi­schen ver­sucht. Klein Arla-Skyr-Pas­cal schreit sei­ne Eltern an »DAS ist Osso­bu­co? Ich will Snit­zel!«. Und Pep­si Jack­son Lennox Matt-Eagle füllt gera­de eine Bewer­ten-Sie-uns-Notiz aus »Kein Sand, kei­ne Erde, kei­ne Hun­de­aa auf der Kar­te. Bimms ich bei Paul Bocu­se oder wat?« – Stre­cken­wei­se war der Laden rap­pel­voll mit plär­ren­den Kin­dern, die mit Essen war­fen, alle Video­mo­ni­to­re waren akti­viert und auf Laut gestellt und die Klei­nen order­ten zwar, aßen aber nicht. Von den Eltern, die mit ihren Bestel­lun­gen den Break-even-Punkt tref­fen soll­ten, fehl­te jede Spur. Was war hier schief gegan­gen? Soll­ten Kin­der gar nicht in Restau­rants gehen? Dien­ten Kin­der­kar­ten der Abschreckung?

Dann kam uns eine Idee, wie Kin­der doch gesund aßen und die Küche kei­nen Ärger hat­te: Wir ergänz­ten die Spei­se­kar­te um die Posi­ti­on »Räu­ber­tel­ler: Das Kind klaut von den Tel­lern sei­ner Eltern.« Geni­al!
Dahin­ter schrie­ben wir »8,50 €«.

— 🕹 —

Ich wach­te aus mei­nem Tag­traum auf und biss gedan­ken­ver­lo­ren in mei­nen Big Cris­py Dou­ble BBQ Bacon King­mac. Neben mir ein lei­ses Bet­teln: mein Sohn. Er streck­te sich nach dem Hau­fen aus­ge­schüt­te­ter Pom­mes, der Bug­gy-Gurt hielt ihn aber zurück. Ich strei­chel­te sei­nen Hin­ter­kopf und gab ihm eine Reiswaffel.

Mahl­zeit!
Euer 8BitPapa

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