Als Mann im Sprechzimmer einer Frauenärztin fühlt man sich wie jemand, der in einer Konditorei steht, aber eine Leberkässemmel essen möchte.
»Und wie kann ich da mitkucken? Also, wo, wie…«
»Warten Sie erstmal kurz hier drüben. Ich mache schnell einige Untersuchungen. Dann können Sie dazu kommen.«
Es wird persönlich. Heute war der zweite Ultraschalltermin – erwartungsgemäß ein Game Changer. Denn, ja, man sieht bereits einen Kopf. Und einen Rumpf und Arme und Beine. Und Bewegungen. Als die Frauärztin mit dem Ultraschalldildo einen wohl ungünstigen Winkel traf, kickte der kleine Frosch herrlich lebendig mit seinen Beinen. Es lebt! Und die zur Multimediashow ergänzenden hektischen Herztöne POCHPOCHPOCH aus dem Ultraschalllautsprecher, die plötzlich den ganzen Raum erfüllen, unterstützen die Unfassbarkeit dieser Beobachtungen. Unfassbar, ja. Wie der erste Flug in einem Flugzeug. »You’re flying! You’re sitting in a chair, in the sky!« (Louis C. K.) Oder wenn man auf dem Gipfel eines Berges steht und da hinten am Horizont die nächste Stadt sieht. 20 km entfernt, nichts als Luft zwischen dir und der Stadt. So etwas lässt sich leidenschaftlich erzählen oder als 4K-Video hochauflösend am Fernseher betrachten. Aber das tatsächliche Erleben, das Vor-Ort-sein ist so spektakulär, wie man es zuvor nicht vermutet hätte. Wie das Ultraschall-Livebild des eigenen Nachwuchses mit echten menschlichen Features, das Wunder des Lebens, buchstäblich live und in Schwarzweiß. Der Game Changer? Abtreibungserörterungen im Falle eines Gendefekts rücken weit weit in den Hintergrund. Krasses Thema.