Papablogger gibts ja ohnehin nicht viele.
Und die Gelegenheit, zu 10 spezifischen Papafragen meinen Senf zu geben, lasse ich mir nicht entgehen.
Bloggerparaden sind Aktionen, über die sich Internetschreiber untereinander zu einem festgesetzten Thema austauschen. »Das Papa-Interview – 10 Fragen, 10 Antworten« (Originalbeitrag bei Puddingklecks) rückt die in der Familienbloggingszene weniger im Rampenlicht stehenden Herren in den Mittelpunkt, um eine andere Perspektive zu beleuchten. Da unser kleiner Flo erst in zwei Monaten das Licht der Welt erblickt, führe ich das Selbstinterview zwei Mal durch: (1) Davor: Die Erwartungen und Träume ans Vater- und Familienleben – auch bekannt als »die rosarote Brille«, und (2) Danach – »Judgement Day«.
1. Wie erlebst du die Schwangerschaft deiner Frau? Wirst du mit einbezogen?
Na klar, was für ein Erlebnis! Ich lese, dass es manche Frauen deutlich schwieriger haben, als sie/wir. Daher habe ich den Luxus, die Schwangerschaft in erster Linie interessant finden zu dürfen.
Zum Beispiel die berühmte Morgenübelkeit im ersten Trimester. Liest man ein bisschen über die Hintergründe, erscheint logisch, dass einem bei dem hochkomplexen Hormoncocktail schlecht wird. Wir haben gemeinsam Gegenmaßnahmen entwickelt, und das pendelte sich bei der Zusammenstellung kleiner stets verfügbarer Snacks ein. So dass der Magen etwas zu tun bekommt und der Übelkeit entgegenwirkt.
Oder die Beschwerden/Zimperleins, meist körperlicher Natur, wie Ziepen, Ziehen, Zwicken, Stechen, Drücken, gepaart mit unglücklichen Boxhieben des Nachwuchses in die umliegenden Organe. Das Problem ist nicht lösbar und ein Paradebeispiel fürs Anwenden der für uns Männer so wichtigen Rolle des »Zuhörers«. Hochinteressant, wie häufig ich mich wieder in der Problemlösungsfindung verirre.
Jetzt, im zweiten und dritten Semester, hat sich die Aufregung etwas gelegt. Schwanger zu sein, wird, aus meiner Sicht, abseits des Bauchumfangs und der Box- und Trittstärke, normal. Wir googeln nun nicht mehr aufgeregt, welche Organe und Fertigkeiten in dieser SSW ausgebildet werden, weil eigentlich schon alles da ist. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die Ankunft und überlegen, in welchen Farben wir die recycelten Regale fürs Kinderzimmer streichen.
2. Wird sich nach der Geburt deines ersten Kindes etwas ändern?
Da mache ich mir nichts vor, es ist ein neues Leben. Blicke ich auf all das, was ich von Bekannten, Verwandten und Geschichten weiß, wird es eine Gratwanderung zwischen den Bedürfnissen des Kindes, den eigenen und den Lebenserhaltungsmaßnahmen. Ich mache mir Sorgen, dass ich deutlich reduziertere Energie (und Zeit) zum Arbeiten haben werde. Knifflig, denn das ist ja Voraustzung für die weitere Beschaffung von Nahrungsmitteln und so. Aber noch schwerer wiegt die Negativität, die ich häufig von einigen Seiten höre, die in die Richtung »verpasstes eigenes Leben«, »das Kind ist Ballast« und »alles wird scheiße« gehen. Ich versuche dann bewusst, eine rosarote Brille aufzubehalten und spule im Kopf irgendeinen Film mit Robin Williams ab.
3. Was wird anders beim nächsten Kind?
Hm, wir sind ja jetzt schon in unseren 40ern. Gut wärs schon. Ich vermute, mit Geschwistern aufzuwachsen, ist etwas sehr Gesundes. In der Familie entstünde ein anderes Gefüge, eine natürlichere Rollenverteilung. Ich hatte das in einer Familie mit sieben Kindern erlebt. Ein Riesenchaos, aber die Verantwortungs‑, Tätigkeiten- und Aufpasshierarchie war bewundernswert. Der Mensch ist eben eine soziale Spezies. Was anders würde? Wahrscheinlich wird man entspannter.
4. Was wirst du in Bezug auf deine Kinder ändern wollen?
Sozialer und toleranter werden. Ich bin grundsätzlich introviertiert und schlage die Hände über dem Kopf zusammen, wenn ich sehe, was für Menschenexemplare da draußen herumlaufen. Die Diagonalgeher, Rollentreppenlinkssteher, Blinkvergesser, Kinderanschreier, Dieumweltausblender, Müllaufstraßenwerfer, Pariserabkommenaustreter, es ist uferlos. Ich werde geduldiger werden wollen, um mit dem mit Kind entschleunigten Leben umgehen zu können. Ich werde mit anderen Menschen (Eltern) sprechen wollen, obwohl wir gegenläufige Ansichten haben; etwas, das ich aus Bequemlichkeit bislang vermeiden konnte.
5. Gibt es etwas, von dem ahnst, dass du es in Zukunft anders machen solltest?
Nein, das kann ich noch nicht abschätzen. Vermutlich irgendetwas im Gefüge Geldverdienen und Fürdiefamiliedasein. Sagt man doch so im Todesbett »Ich wünschte <husthust>, ich hätte nicht so viel gearbeitet und wäre mehr für euch dagewesen <röcheltot>.«
6. Wird sich die Beziehung zu deiner Frau durch die Kinder ändern/festigen/lockern?
Ich erwarte ein Zusammenwachsen und die Freude am gemeinsamen Projekt. Das kennzeichnete unsere Beziehung vor allem zu Beginn, als wir uns im beruflichen Umfeld kennenlernten und gemeinsam als Problemlöser agierten. Dieser Tage sind die meisten Alltagsprobleme zu banal. Das Kind wird eine Herausforderung sein, ein neuer Lebenssinn für uns beide. Ich nehme Antwort (b): »festigen«
7. Wie stellst du dir dein Leben als Papa vor?
Ausgefüllt, interessant, herausfordernd, stolz. Die Gratwanderung gehend, alles für den Kleinen zu tun, ohne aber das eigene Leben hinten an zu stellen. Sicher erwarte ich Einschränkungen bei vielen Aktivitäten, und als Generation-C64-Gamer werde ich die zukünftigen Spieletitel stärker selektieren. Ich strebe aber weiterhin an, mein (unser) eigenes Leben zu leben, das eben nun um ein Kind bereichert ist. (So wie die afrikanische Familie in der französischen Dokumentation »Babies«. (Sehenswert!)) Im Gegensatz dazu sehe ich die Orientierung, die das Kind in den Mittelpunkt stellt als kontraproduktiv und ermüdend. Kinder kopieren Erwachsene. Das Beste, was ich als Papa machen kann, ist, interessante Dinge zu tun und das Kind zum Nach- und Mitmachen zu ermutigen. Gekocht wird, sobald der Kleine auf nem Schemel stehen und einen Kochlöffel halten kann. 🙂
8. Was wünschst du dir für dein Kind für die Zukunft?
Dass es von uns genügend Unterstützung, Halt und Sicherheit erfährt, um sich mutig entfalten und ausleben zu können. Die richtigen Dinge findet, die es auf lange Sicht glücklich machen. Und natürlich, dass sich der Rest der Menschheit weiterhin Mühe gibt, eine lebenswerte Zukunft sicherzustellen.
9. Was rätst du anderen werdenden Vätern?
Jetzt ist es natürlich zu früh für Ratschläge. Aber insbesondere negative Gedanken und Sorgen sind, sofern sie nicht pragmatisch angegangen werden, vergeudete Energie. Und die Angst. Klar wird man etwas falsch machen. Aber solange ich nicht die ersten Wochen vergesse, den Nacken zu stützen, die Steckdosen abzudichten und den Messerblock und die Salzsäure außer Reichweite zu schaffen, sollte das alles machbar sein. Klappte die letzten 50.000 Jahre ja auch. Mehr oder weniger. Diese Art von Zuversicht halte ich für ratsam.
10. Möchtest du sonst noch etwas loswerden?
Erstmal nicht. Ich melde mich dann wieder nach der Geburt, nachdem einige Monate ins Land gegangen sind, die rosarote Papabrille zu Bruch gegangen ist, die Augen vor Müdigkeite tränen und wir wegen erzieherischer Meinungsverschiedenheiten in getrennten Zimmern schlafen.
Bis bald! 🙂