Was tun, wenn man nur Eineinhalb ist und die Kita am Wochenende zu hat? Ab zur Blogfamilia! Neue Spielzeuge und nette Referenten waren am Start, sogar mit 1:1‑Dozentenschlüssel. Das haben sich meine Eltern beim letzten Umzug nämlich schlau überlegt: Wir wohnen in derselben Stadt, in der das jährliche Treffen der Elternbloggerkinder stattfindet – stressfreier kann ich mir einen Tag mit anspruchsvollen Workshops und leckeren Snacks nicht vorstellen. Denn auch die Organisation des Events war mal wieder hervorragend (kein Wunder, wenn große Köpfe so etwas planen), da können sich manche Babysitter eine Scheibe abschneiden!
Eine Überraschung zu Anfang: Geschenke!! Jeder Teilnehmer erhielt eine Tüte voll mit praktischen Spielsachen und Dutzenden Heftchen, leider schon bedruckt, ein Fauxpas, nicht zum Bemalen geeignet – Erwachsenensachen eben, die man nicht entziffern kann. Weiter ging es kulinarisch, genau mein Fall: Echte Brezeln und fluffige Croissants. Die wurden irrtümlich auf zu hohen Tischen platziert, so dass meine Eltis helfen mussten.
Derart gestärkt ging es gleich los mit den ersten Haptik-Workshops: Plastikbälle komplexer Größen sortieren, daran anschließend das aufregende Bällebad. Malstifte und Papier waren ausreichend vorhanden, sowie diese genialen Straßensimulationsteppiche, denen sich meine Eltern immer noch verweigern, weil sie mir »Natur statt Beton« vermitteln wollen. Ich sage dann immer »Wacht mal auf, guckt euch um, das ist halt unser Leben, da sind auch Straßen!« Aber sie haben immer noch zu starke Kommunikationsdefizite, um mich zu verstehen. Nicht so übrigens die Dozenten, die uns bei all den Workshops begleiteten. Echte Profis eben.
Besonders praktisch: Schon jetzt konnte ich meine Erziehungsberechtigten in der Elternbetreuung abgeben. Dort wurden sie mit Themen über Augensammeln, Kinder- und Bildrechte, Geldverdienen und irgendetwas mit Suchmaschinen ruhiggestellt, was Große halt so mögen, um dann zur Mittagspause wieder abgeholt zu werden. Das Timing war hervorragend, perfekt für meinen mittäglichen Windelwechsel.
Begeisterung auch beim Lunch-Catering: Es gab Pommes! Mit Ketchup! Und mit netter Tellerdeko angerichtet. Meine Eltern hatten das missverstanden und die Deko mitgegessen (bunte weiche Kugeln und blumenartige Gestecke)! Sämtliche Hinweise auf diesen Irrtum ignorierten sie, wurden sogar misslaunig, als ich mit Gesten und lauten Aktionen mit meinen Esswerkzeugen auf das Problem hinwies. Als ich zu ihrer Sicherheit selbst Hand anlegte und die Dekoration vom Tisch schob, gerieten wir sogar in einen kleinen Disput. Ich muss sie wohl noch etwas besser erziehen.
Dank der anschließenden Workshops fokussierten wir uns wieder. Hochinteressante Hightech-Experimente mit ferngesteuerten Miniautos, Streifzüge durch die Botanik, ein Traktoren-Schraub-Seminar und unterhaltsame Ausbruchsexperimente (die Dozenten schauspielerten Panik, das war besonders lustig) rundeten das intellektuelle und sportliche Programm für mich und die anderen Konferenzteilnehmer gelungen ab.
Auch die Eltern wurden hervorragend beschäftigt. Papa lernte ein bisschen Schreiben von einer Zeitung — wie ich finde, höchste Zeit, er ist schon 46. Mama verirrte sich auf einen Trockenbau-Workshop – mit viel zu kleinen Backsteinen für ihre Riesenhände. Gefunden haben wir drei uns wieder bei einer Gesangsperformance. Die Sängerin brauchte zwar ewig, um die Hintergründe zu ihren Liedtexten zu erklären – irgendwie ging es ums Kranksein und wieder Gesundwerden. Aber dann haben alle gelacht und Bücher gekauft. Mit Seiten aus superdünnem Papier und ohne Wimmelbilder – Erwachsenensachen eben, die man nicht verstehen muss. Ich mogelte uns schon vor dem Ende der Show aus der Situation heraus, durch eine weitere Windelaktion. Wieder zum perfekten Zeitpunkt. Denn draußen wurde gerade das nächste Buffet aufgebaut; wir hatten den Nachmittagskuchen ganz für uns allein. Ich glaube Kirsche und Streusel.
Das Beste zum Schluss: Nach solch einem ereignisreichen Tag waren meine beiden Eltis prima ausgepowert. Sie schliefen quasi sofort nach unserer Ankunft zu Hause ein, so dass ich unsere Aufweckroutine am nächsten Morgen von 5 auf 4 Uhr vorverlegen konnte.
Fazit: Heute ist wieder normale Kita. Ich berichterstatte bei meinen neidischen Kommilitonen und denke mit einem Lächeln zurück an die interessanten Events und die perfekte Planung, die vielen netten Menschen und die Mahlzeiten, Leckereien, Snacks und anderen kulinarischen »Ausnahmen«. Ziel fürs nächste Jahr: 10 cm wachsen, um selber an den Kuchen zu kommen.
Herzlichen Dank an das 8BitBaby für diesen Gastbeitrag.