8BitPapa

Happy zweiter Birthday!

»Herzlichen Glückwunsch!« »Nein.« »Du bist jetzt terrible-two!« »Nein.« »N Stück Banane?« »J… Nein!«

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Zwei Jah­re neu­er Room­ma­te – Behal­ten, umtau­schen, zurück­ge­ben?
Nichts da. Denn wir stel­len schon jetzt fest, dass wir ein Kind mit außer­ge­wöhn­li­cher Per­sön­lich­keit groß­zie­hen, das nicht nur Spaß macht, son­dern sich auch unter­stüt­zend in den Haus­halts­all­tag inte­griert mit Blick in die Zukunft – das will ich nicht mehr mis­sen. So ist 8BitBaby V2 schon in der Lage, Müll zu tren­nen, oder Geschirr zu sam­meln, das wir vom Wohn­zim­mer auf sei­ne Rei­se schi­cken, ohne auf­ste­hen zu müssen.

»Stell die­sen Tel­ler in die Spülmaschine. 

In der Küche.

In die Küche.

Kü! che!

Nein, nicht in den Bio­müll. Nein, auch nicht in den Plas­tik… in die Spül… Nein, nicht draufsteigen!!!« 

Die­ses Bei­spiel funk­tio­nier­te eini­ger­ma­ßen fast her­vor­ra­gend, so lan­ge die Mis­si­on inter­es­sant genug war und das Mis­si­ons-Brie­fing nicht ver­se­hent­lich in eine Fra­ge gepackt wur­de. Denn Fra­gen, hier zeig­te sich die cha­rak­ter­li­che Stär­ke, beant­wor­te­te das Kind auf den Tag genau nach sei­nem zwei­ten Geburts­tag grund­sätz­lich und kate­go­risch mit »Nein«, so wie wir es ihm im Dia­log gezeigt haben. Sicher­lich war kein ande­res Kind auf die­sem Pla­ne­ten so selbst­be­wusst und ent­schlos­sen bei Ableh­nun­gen die­ser Art. Aha, ein Revo­luz­zer! Und damit viel­leicht genau das, was unse­re Gesell­schaft heu­te brauch­te. Wir mach­ten ein Häk­chen in der Lis­te, gleich hin­ter »Welt­ret­ter:«. Ich hol­te gleich dar­auf das Bügel­eisen her­aus, um die vor­be­rei­te­ten glit­zern­den »Be like 8BitBaby«-Logos auf alle Bodys zu brennen.

Ich hole ein biss­chen aus: Wir hat­ten neu­lich fern­ge­se­hen. Das sind die Video­bil­der, die erschei­nen, bevor wir die rich­ti­gen Knöp­fe für normale/​moderne Film- und Seri­en­un­ter­hal­tung gedrückt haben. Und da begeg­ne­te uns ein bekann­tes Gesicht: Tim Mäl­zer. Den ken­ne ich unge­fähr seit der Jahr­tau­send­wen­de als er eines der ers­ten Koch­pro­gram­me im 4:3‑Format aus­strahl­te, des­sen Köche nicht baye­risch und/​oder dick waren und/​oder sonn­tags im Fern­seh­gar­ten stan­den. (Mäl­zer ist auch schuld, dass ich schar­fe Mes­ser wie die­ses lie­be (Affi­lia­te). Und eine wirk­lich schar­fe Klin­ge änder­te mei­ne Bezie­hung zu Zuta­ten und zum Kochen und sogar zum Essen. Zuvor schnitt ich Toma­ten und Karot­ten mit dem Buttermesser!)

Mäl­zer adres­sier­te sei­ne Liebs­te und Pro­duk­ti­ons­chefin-vor-Kame­ra immer mit »Halts Maul du alte Zip­pe.« Frau­en moch­ten das damals so. Und das änder­te sich erst, als Fern­se­her brei­ter wur­den, 16:9, und ihnen und uns damit die Scheu­klap­pen abfie­len und die Gesell­schaft sich um Rie­sen­schrit­te wei­ter­ent­wi­ckel­te. Ja? Denks­te. Denn was der Ham­bur­ger Kochen­de da nun schon wie­der 2019 rauf- und run­ter­fluch­te, pass­te immer noch in kei­nen Knig­ge. Zu allem Über­fluss dro­schen zwi­schen den Schimp­fes­ka­pa­den in regel­mä­ßi­gen Abstän­den sich rapi­de wie­der­ho­len­de Wer­be­seg­men­te auf uns ein, wie frü­her. (Dabei bezahl­ten wir doch irgend­ei­ne Fern­seh­ge­bühr? Waren es nicht sogar zwei?) 

Die Wer­be­pro­duk­te und Wer­be­schau­spie­ler, Wer­be­re­gis­seu­re und Wer­be­pro­du­cer waren eben­falls die­sel­ben, wie vor zwan­zig, drei­ßig Jah­ren. Mit Tief­zieh­plas­tik und in ver­gol­de­te Kro­ko­dil­haut ver­pack­te Fer­tig­piz­za und Kühl­re­gal-Snacks (wäh­rend einer KOCH-Show!), Autos für den per­so­na­li­sier­ten Nah­ver­kehr (da arbei­ten wir gera­de dage­gen), die­sel­be Mar­ga­ri­ne und über­ra­schend unge­stress­te Müt­ter (die Väter waren immer Jog­gen), das sel­be Grin­sen, Lachen und Her­um­hüp­fen und Füch­se, die schlecht ver­zins­te Spar­ver­trä­ge ver­scha­cher­ten. War die Zeit um uns her­um ste­hen­ge­blie­ben? Lief gleich das HB-Männ­chen über die Matt­schei­be? Irgend­wie schien Wer­bung wie eine Zeit­kap­sel, die jemand ver­ges­sen hat­te, zu vergraben.

Da fand ich gut, dass in unse­rem Sohn ein wacher Geist und Wider­spens­ti­ger her­an­wuchs. Wir muss­ten nun in den nächs­ten Jah­ren sei­ne Ener­gie und Pro­tes­te so kana­li­sie­ren, dass er sie lie­ber in der Kita und auf Demos aus­leb­te anstatt uns mit gelang­weil­ten »Nein« zu allem zu drang­sa­lie­ren. Brauch­te er ja auch gar nicht mehr. Hier gab schon ewig kei­ne TK-Piz­za mehr, bekom­me ich Sod­bren­nen von. Pri­ma Was­ser kommt aus dem Hahn. Ein­weg-Behäl­ter sind tabu, und vie­le Mil­li­ar­den ande­rer Din­ge, die man schon im Klei­nen ver­bes­sern kann, waren unter Dach und Fach. Damit erle­dig­ten wir mit Welt­ret­ten und Kin­der­zie­hen gleich zwei Flie­gen mit einer Klap­pe. Und das soll­te unser Plan wer­den fürs kom­men­de Jahr, das Angli­zis­mus­bes­ser­wis­ser als die »ter­ri­ble Twos« bezeich­nen: Wir müss­ten ihm wei­ter und wei­ter erklä­ren wie der Hase lief. Die Dar­stel­lung kau­sa­ler Zusam­men­hän­ge konn­te frei­lich zur Her­aus­for­de­rung werden.

»N Stück Banane?«

»Nein.«

»Ok.«

Weint bit­ter­lich, stampft mit den Füßen, rammt Kopf gegen Tisch­kan­te, wirft sich auf den Boden und trom­melt mit den Fäusten.

»He he, was ist los?«

»Will Banaaaaa­ne!«

Und wie war die 2‑Jahres-Party?

Ja, wit­zig. Wel­che Par­ty? Wie hoch war wohl die Wahr­schein­lich­keit, dass das Kind genau zu sei­nem Geburts­tag die Hand‑, Mund‑, Fuß‑, Popo‑, Backen‑, ach-eigent­lich-über­all-Pickel-und-Eiter-Seu­che bekommt? Am sel­ben Tag fand auch das Kita-Som­mer­fest statt und wir hat­ten uns im Vor­feld so rich­tig rein­ge­han­gen, um sei­ne ers­ten bei­den sozia­len Par­ty-Events erin­ne­rungs­wür­dig mit­zu­ge­stal­ten. Sehen die Bana­nen nicht klas­se aus? Selbstgemacht!

Wir lern­ten: Lohnt sich nicht, Risi­ko zu hoch. Nächs­tes Jahr, wenn er drei wird, bricht bei ihm sicher die Cho­le­ra oder Milz­brand aus. Wir kau­fen am Tag vor­her ein­fach ein paar Bana­nen und rüh­ren einen Scho­ko­pud­ding zum Dip­pen an. He, was für eine ver­dammt gute Idee! Das wäre gleich­zei­tig eine Akti­vi­tät für die Kids! Jetzt noch eine Tief­zieh­ver­pa­ckung drum­her­um und ein bun­tes Logo drauf, einen coo­len Namen wäh­len – »Scho­ki­bana­ni« oder so – und auf­fäl­lig im Kühl­re­gal plat­zie­ren. Her mit dem Tele­fon: 0800-Jacht-bestellen. 

Fami­li­en­fei­ern fie­len eben­so flach, zu anste­ckend. Zu anstren­gend sowie­so. Nur gut, dass das Kind gar nicht wuss­te, was ein Zwei-Jah­re-Geburts­tag war. Irgend­wann in fer­ner Zukunft hät­te es sicher ein gro­ßes Dra­ma gege­ben. Aber für jetzt kuschel­ten wir uns ein­fach zusam­men, tausch­ten Tröpf­chen­in­fek­tio­nen aus und hoff­ten dass der Gott der sanf­ten Kin­der­zu­cker­kü­gel­chen und die Göt­tin der Hard­core-Erwach­se­nen-Anäs­the­ti­ka das schon irgend­wie hinbekamen.

Was ist nach all der Zeit mit den vielen vielen Spucktüchern passiert?

Erin­nern Sie sich an den gol­dens­ten Babytipp aller Zei­ten, mit dem die­ses Blog bekann­ter wur­de? (Zehn Din­ge, die wir im ers­ten Monat wirk­lich brauch­ten) Spuck­tü­cher!! (Zehn Din­ge, die wir im zwei­ten Monat wirk­lich brauch­ten) Sie waren Ret­ter in der Not für aus allen Kör­per­öff­nun­gen flie­ßen­de Sub­stan­zen, bis zuletzt für nicht hoch­ge­zo­ge­nen Rotz, weil das Kind ein­fach das Kon­zept nicht begrei­fen woll­te. (Wir zäh­len Hoch­zie­hen mitt­ler­wei­le zu den wich­tigs­ten Hygie­ne­fer­tig­kei­ten und sehen täg­lich drei Stun­den har­tes Hoch­zieh­trai­ning vor. Wahr­schein­lich muss es nur mal Klick machen! Momen­tan will er mit dem Geräusch anschei­nend nur Rat­ten ver­ja­gen.) Klang­heim­lich brauch­ten wir sie nicht mehr und nun sta­pel­ten sie sich an der einen oder ande­ren Stel­le in der Woh­nung wie lee­re Bat­te­rien, alte Schlüs­sel, Schals, Hand­schu­he oder ver­brauch­te Gewürzdosen. 

Was tun mit die­sen tau­send­fach ver­rotz­ten Lum­pen, die Din­ge auf­ge­so­gen haben, die Bio­lo­gen nur mit Strahl­schutz­hand­schu­hen in einem Iso­lier­raum anse­hen würden?

Aber klar! Auf Mamik­rei­sel anbieten.

»Ver­kau­fen 2.500 Spuck­tü­cher ver­schie­de­ner Far­ben und Grö­ßen, teil­wei­se mit Mus­tern und neu­tral. Garan­tiert bei 4.000 Grad im Fege­feu­er gewa­schen, bevor wir sie verschicken.«

Wür­de ich nicht kau­fen. Dafür bin ich nicht Revo­luz­zer genug. Aber irgend­wann müs­sen wir das viel­leicht? Waren die eigent­lich bio­lo­gisch abbau­bar? Dar­auf hat­te ich gar nicht geach­tet. Mir war nur wich­tig, dass sie sich nach dem Waschen nicht wie eine Rau­pe zusammenziehen.

Lessons learned für den nächsten Geburstagstag?

Und so steu­ern wir ziel­si­cher auf die Num­mer 3 zu. Das wird ein ganz beson­de­rer Mile­stone. Denn es ist der Moment, wo Klein­kin­der kin­dervoll­jäh­rig wer­den. Schlag­ar­tig ver­brei­tert sich ihre Spei­se­röh­re, so dass sie nicht mehr an klei­nen Tei­len ersti­cken kön­nen. Und von einem Tag auf den ande­ren ver­grö­ßert sich die Palet­te kauf­ba­ren Spiel­zeugs um 123456789%!! So wie zur Wende.

Der Scho­ko­ba­na­nen­ku­chen mit der Zahl in der Mit­te wird übri­gens zu Tra­di­ti­on. Wenn es nach Frau 8BitPapa geht, denn sie schreibt sich das gera­de trotz aller gen­der­fi­zie­ren­den Leit­mo­ti­ve (Frau • Kuchen • Backen) auf die Fah­ne. Sie ist ange­fixt auf Malen-nach-Zah­len-Spritz­tü­ten­ma­len, viel­leicht ist ihre wah­re Beru­fung Spritz­tü­ten­schrei­ber in einer gro­ßen Super­markt­ket­te, oder gibt’s die nur in Ame­ri­ka? Fand ich gut, das war auch ganz schön schlau. Ab 30 Ker­zen wird’s näm­lich unüber­sicht­lich und müh­sam auf dem Kuchen und das Geburts­tags­kind hat es immer schwie­ri­ger, sich sei­nen Wunsch zu erpusten.

Wich­tig war aber vor allem, dass wir nächs­tes Jahr kei­ne Seu­che haben wür­den, ich viel­leicht sogar kei­ne Son­nen­all­er­gie mehr, und wir könn­ten uns alle gemein­sam im Park neben­an auf der Wie­se auf der Decke aus­brei­ten. Dann wür­den da die Geschen­ke lie­gen und die lecke­ren Kuchen und Bana­nen. Wir wür­den den Insek­ten­wort­schatz des Klei­nen erwei­tern und er bekä­me 5 Kar­ma­punk­te pro nicht zer­drück­ter Amei­se. Mit 3 wür­de er auch lang­sam begrei­fen, um was es ging. Er wür­de ler­nen, was eine alte Zip­pe war, und wir konn­ten anfan­gen, span­nen­de Geschich­ten zu erzäh­len, die er end­lich im Kon­text ver­stand, über Fern­seh­kö­che, Braun­sche Röh­ren, ver­rück­te Video­clips, in denen Kon­sum­gü­ter prä­sen­tiert wur­den, Mar­ga­ri­ne, Flug­hä­fen außer­halb von Groß­städ­ten und wie die Bri­ten mal vor­hat­ten, die EU zu verlassen.

»Ach sieh mal, dei­ne gan­zen Mau­lundklau­en­seu­chen­pi­ckeln sind ja schon weg! Freust du dich schon mor­gen auf die Kita?«

»Nein.«

»Wir müs­sen jetzt ent­schei­den, von unse­rem Zwei-Jah­re-Rück­ga­be­recht Gebrauch zu machen oder nicht.«

»Nein.«

»Aber wir haben dich viel zu lieb. Alles Gute zum Geburtstag.«

»Papa Buch lesen?«

❤️

Euer 8BitPapa

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